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| Lexikon des Mittealters | Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag |
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Lorenz von Ratobor (Laurentius Nicolai Nueschin; 1381 – 1448). Aus einer wohlhabenden, vemutlich in Ratibor (Schlesien) ansässigen Familie stammend, hat sich Lorenz erst als Dreißigjähriger an der Krakauer Universität eingeschrieben, wo er 1414 Bakkalaureus, 1416 Magister Artium wurde. Er blieb zeitlebens an seinem Studienort als Lehrer tätig und richtete 1420 einen Lehrstuhl für seine Lieblingsfächer Mathematik und Astronomie ein. Zudem las er über Geometrie, Optik und Musiktheorie, arbeitete an astronomischen Tafeln und an der Theorie, praktischen Anwendung und Konstruktion von astronomischen Instrumenten. Berühmt wurde er nicht zuletzt durch seine richtige Vorhersage der örtlichen Sonnenfinsternis von 1435. Er bekleidete verschiedene hohe Universitätsämter und erwarb nebenbei das theologische Magisterium (vor 1439). Als Theologe trat Lorenz für das Basler Konzil ein, für dessen Rechtfertigung er zwei Gutachten erstellte (“Determinacio”, “Conclusiones”). Von seinen Schriften ist außer den erwähnten Gutachten, einigen Predigten und kommentierten astronomischen Tafeln nichts erhalten geblieben. Ertragreiche Pfründe hatten es Lorenz ermöglicht, eine umfangreiche und vielseitige Bücherei aufzubauen, die er testamentarisch der Bibliotheka Jagiellonska in Krakau und der Marienkirche in Ratibor vermachte.
