Lüneburg

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Lüneburg. An einem Fernstraßenknotenpunkt an der Ilmenau, einem schiffbaren linken Zufluss der unteren Elbe, errichtete um 950 der Sachsenherzog Hermann Billung eine Burg, in deren Schutz sich das Kloster St. Michaelis und die Handelssiedlung Modestorpe niederließen und – erstmals 956 beurkundet – eine Saline von überregionaler Bedeutung betrieben wurde. Der Handel mit Lüneburger Salz nahm seinen Aufschwung, als Heinrich der Löwe 1189 die konkurrierende Nachbarstadt Bardowick eroberte und den Salztransport auf dem Schiffsweg über die Ilmenau sicherte. Um 1200 wurde Lüneburg zur Stadt erhoben, 1269 baute Herzog Johann die Saline zu einem industriellen Großbetrieb aus. Hauptabnehmer des Salzes war Lübeck, von wo aus es als “Travensalz” in die Ostseeanrainerländer verschifft wurde, um zum Konservieren von Fisch verwendet zu werden. Im 14. Jh. trat die Stadt der Hanse bei. 1348 bekamen die Lüneburger das Recht, die Wassermühlen an der Ilmenau abzubauen, um den Fluss als einzigen effektiven Zulieferweg für Brennholz freizuhalten. Die aufgrund ihres Wohlstands selbstbewusst gewordenen Bürger zerstörten 1371 die Burg und erzwangen sich von den Herzögen des Fürstentums Lüneburg weitgehende Privilegien. Zu ihrer Blütezeit im Spätmittelalter war die Lüneburger Saline der größte Industriebetrieb Europas: etwa 1.000 “Sülzer” produzierten jährlich über 17.000 t Salz, wozu in 54 Siedhäusern 216 Pfannen betrieben wurden. In diesen wurde das Holz der nahegelegenen Eichen- und Buchenwälder verfeuert. Die Landschaft verödete, die versteppten Flächen überzogen sich mit Heidekraut (“Lüneburger Heide”) und wurden zur Plaggenwirtschaft (s. Einfeldwirtschaft) und als Weidefläche für Schafe und Ziegen benutzt. Eine weitere Schädigung der Umwelt kam durch die intensive Soleförderung zustande: infolge der Grundwasserentnahme kam es zu großflächigen Bodensenkungen. Gebäude wurde beschädigt, ganze Stadtviertel sackten ab, wovon erstmals 1013 berichtet wird.

Hauptabnehmer des Lüneburger Salinensalzes war Lübeck, von wo aus der gesamte nordeuropäische Raum beliefert wurde. Nach Lübeck gelangten die Salztransporte über die Alte Salzstraße nach fünfwöchiger beschwerlicher und gefahrvoller Reise. Um den Salztransport zu beschleunigen und zu verbilligen, bauten die Lübecker zwischen 1391 und 1398 den Stecknitzkanal (s. Kanalbau). Der Wasserweg war zwar länger als der Landweg, konnte jedoch in nur drei bis vier Wochen bewältigt werden.

Vom Wohlstand des Salzstadt Lüneburg im Mittelalter zeugen die erhalten gebliebenen Fachwerk- und Backsteinbauten: die Johanniskirche (fünfschiffige got. Hallenkirche; 1300 – 70), die St.-Nicolai-Kirche (dreischiffige got. Basilika; 1407-40); die ehemalige Benediktinerklosterkirche St. Michael (dreischiffige Halle mit mächtigem Satteldach; Baubeginn 1376, Weihe 1418); das Rathaus mit der Gerichtslaube (1328 – 37; mehrfach umgestaltet), das Kloster Lüne (1373), das Hospital zum Hl. Geist (14. Jh.) verschiedene Mühlen und Bürgerhäuser.

(s. Salzgewinnung, Salzsieder, Solegewinnung)

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