Meerrettich

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Meerrettich (ahd. meri-ratich, mer-retich; mhd. mer-retich, merrich; zu mhd. retich v. lat radix = Wurzel; mhd. kren, krene, chren = slaw. Lehnwort von krenas = weinen; wiss. Armoracia rusticana). Aus dem südosteuropäischen Raum stammende ausdauernde krautige Pflanze mit kräftiger weißlicher Pfahlwurzel. Der Name rührte nicht daher, dass die Pflanze von weit über das Meer gekommen sei, sondern von dem Umstand, dass sie mehr (würzende Stärke oder Kraft) hat als Rettich. Als “volksetymologisch” wird die Deutung abgetan, M. käme von ahd. meriha, mhd. merhe = Stute, also Mähre-rettich = Stutenwurzel; dabei stützt man sich auf die Ähnlichkeit mit der engl. Bezeichnung horse-radish, frz. radis de cheval.

Die Meerrettichwurzel war im Mittelmeerraum schon in der Antike als wassertreibendes und wundheilendes Arzneimittel bekannt. Seit dem 12. Jh. ist sie auch im nördl. Mitteleuropa verbreitet, wohin sie durch die Heilkräuterkultur der Mönche gekommen war. War sie zunächst nur in den klösterlichen Kräutergärten vertreten, so fand sie bald auch ihren Weg in die Gärten der Bauern. Hier wie dort und wurde sie als Heil-, Gemüse-, Würz- und Konservierungsmittel kultiviert.

Für den beißend-scharfen, tränentreibenden Geruch und Geschmack sowie für die medizinische Wirkung sind Senföle verantwortlich, für die Arzneiwirkung auch ätherische Öle, Vitamine (vor allem C), Mineralstoffe und Enzyme.

Die Pflanze findet sich im St.-Gallener Klosterplan (9. Jh.), in dem Kräutergedicht “Hortulus” des Abtes Walahfrid Strabo (9. Jh.) und bei Hildegard von Bingen (12. Jh.). Heilanzeigen waren Brust- und Bauchleiden, Drei-Tage-Fieber, Entzündungen des Mund- und Rachenraumes, von Niere und Blase u.a.m. Die bakterizide und fungizide Wirkung stammt von den Senfölen, ebenso die krampflösende Wirkung auf die glatte Muskulatur der inneren Organe; äußerliche Anwendung fand er bei Muskelschmerzen wegen seiner durchblutungsfördernden Eigenschaft; die appetitanregende Wirkung beruht auf den scharfen Geschmacksstoffen, welche die Produktion von Magensaft und Gallensäure anregen.

Gläubige Christen gedachten der Leiden Jesu, indem sie ihren Gaumen mit beißend-scharfen Meerrettich-Zubereitungen peinigten.

Im mittelalterliche Aberglauben hatte der Kren, wohl wegen seines stechend scharfen Geruchs, dämonen- und hexenabwehrende Wirkung; man trug Meerrettich-Scheiben in halskettenförmigen Amuletten, die man womöglich noch hatte weihen lassen.

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