Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Meteorit (v. grch. meteoron = Lufterscheinung). In Form von Feuerkugeln, oft unter Donnergetöse auf die Erde stürzende Stein- öder Eisenkörper aus dem Weltraum galten im Mittelalter allgemein als Unglücksboten. Der früheste Meteoritenfall, von dem noch Material nachzuweisen ist, geschah 1400 bei dem böhmischen Elbogen (heute Loket). Er soll ursprünglich 107 kg gewogen haben und ist in Teilstücken erhalten.) – Der in Europa historisch älteste belegte Meteoritenfall ist der von Ensisheim im Elsaß, geschehen am 07.11.1492 mittags 11 Uhr 30. Ein Junge hatten den von einem sehr lauten Explosionsgeräusch begleiteten Einschlag beobachtet und führte die aufgeschreckten Leute zu dem 3 Fuß tiefen Krater, den der Meteorstein geschlagen hatte. (Bruchstücke des auf ein Gesamtgewicht von 130 kg geschätzten Himmelsboten sind in alle Welt zerstreut; im Rathaus von Ensisheim wird heute ein ca. 55 kg schweres Reststück gezeigt. Der Stein ist ein Chondrit mit niedrigem Metallgehalt.) König Maximilian I. kam eigens nach Ensisheim, um über den himmlischen Eindringling zu befinden. Er betrachtete den Fall des Teufelssteins als Aufruf zum Kampf gegen die Türken, den Stein ließ er in schwere Ketten schließen und in der Ensisheimer Pfarrkirche aufhängen. (Nachdem es 1854 zu einem Einsturz der Kirche gekommen war, brachte man den Brocken in das Regentschaftspalais, wo ein Teilstück heute noch zu sehen ist.)
Der Straßburger Dichter und Humanist Sebastian Brant (um 1457 – 1521) deutete das Ereignis als Kriegszeichen; er verfasste das Flugblatt „Der Donnerstein von Ensisheim“:
Als man zelt viertzenhundert Jar
Uff sant Florenzentag ist war
Nüntzig und zwei umb mittentag
Geschach ein grusam donnerschlag
Dry zentner schwer fiel dieser stein
Hin in dem feld von Ensisheim.
…….
Clain stück sind komen hin und har
Und wit zerfüert sust sichst in gar.
Tunow, Necker, Arh, Ill und Rin,
Switz, Uri, hort den Klapff der In,
Ouch dönt er den Burgunden ver
In forchten die franzosen ser.
Das Volk sah solchen Steinregen als Vorankündigung göttlicher Strafe oder als Dämonenwerk. Ma. Wissenschaftler ersannen Theorien, aufgrund derer die mit einem Meteoritenfall verbundene Lichterscheinung auf himmlischen Schwefelausdünstungen beruhten.
Meteorsteine sollten magische Kräfte haben und wurden im Heilzauber verwendet.