Moor

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Moor (mhd. bruoch, vilz; mndd. mor, verw. mit mhd. mer = Sumpf, See, Meer). Moore sind nach dem Ende der Eiszeit (vor etwa 10.000 Jahren) entstanden. In Deutschland finden sich ebensoviele Niedermoore wie Hochmoore. Niedermoor (Flachmoor) entsteht in seichten, stehenden, nährstoffreichen Gewässern tiefergelegener Landschaftsteile aus abgestorbenen, anspruchsvollen Wasserpflanzen wie Binsen, Rohrkolben und Seggen, die sich nur unvollkpmmen zersetzen (“vertorfen”). Die Oberfläche der Niedermoore ist in der Mitte eingesunken und mit Bruchwald oder Wiesen bestanden. Hochmoor (Torf-, Moos-, Heidemoor) dagegen bildet sich in niederschlagsreichen, luftfeuchten Bereichen, häufig in Mittelgebirgslagen aus abgestorbenen, anspruchslosen Pflanzen wie Torfmoos, Sumpfporst und Wollgras. Die Oberfläche der Hochmoore ist uhrglasförmig aufgewölbt und zeichnet sich durch wasserdurchtränkte Einsenkungen und erhabene Polster aus; auf letzteren siedelt sich Heidekraut an. Hochmoore sind häufig auf Niedermooren gewachsen.

In Deutschland waren Moore in den Ebenen des NW, im Alpenvorland und in den waldreichen Mittelgebirgen (Bayerischer Wald, Böhmerwald, Fichtelgebirge, Rhön usw.) in großer Zahl verbreitet. Durch die vom 12. Jh. an immer intensiver betriebene Neulandgewinnung sind die meisten Moore verschwunden. Zur Kultivierung der Moore legten Fachleute Entwässerungsgräben an und trugen die eingesackte Ursprungsnarbe mindestens 20 cm tief ab. Häufig wurde die Narbe auch nach dem Entwässern und oberflächlichen Abtrocknen abgebrannt (Brandkultur). Grünlandmoore (Niedermoore) dienten mancherorts als Futterquelle, Torfstich als Einstreu in den Ställen oder als Feuerungsmaterial.

Beim Absterben der Torfmoose (Sphagnen) wird das Kohlehydrat Sphagnan freigesetzt, das sich zu brauner Humussäure umwandelt und den Hochmooren einen sehr niedrigen ph-Wert (3 – 4) verleiht. Wegen des niedrigen ph-Werts, und weil beide Stoffe Kalzium und Stickstoffe binden, wird Mikroorganismen jegliche Lebensgrundlage entzogen. Daher bleiben darin organische Substanzen (Pflanzenteile, Hölzer, Pollen, Leder und Wolle, Tier- und Menschenkörper) erhalten. Niedermoore dagegen sind meist von hohem ph-Wert, was deutliche mikrobiologische Aktivität und eine rasche Zersetzung organischer Materialien gewährleistet. Daher sind organische Moorfunde in Niedermooren äußerst selten.

Das durch Huminstoffe dunkelbraun gefärbte Moorwasser ist im abfließenden Wasser noch nach langen Strecken zu erkennen; so war das Wasser der Aller im Mittelalter noch bei der Mündung in die Weser durch seine dunkle Färbung – herrührend von den Moorabflüssen der Lüneburger Gegend – vom hellen Weserwasser zu unterscheiden.

Gefürchtet war der Weg durch das tückische Moor, in dem Nixen hausten und Irrlichter den Wanderer ins Verderben lockten.

(s. Moorleiche, Torf, Urbarmachung)

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