Puls

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Puls (mhd. slac; lat. pulsus, zu pellere = schlagen, stoßen). Der arterielle Pulsschlag wird hervorgerufen durch Volumen- und Druckschwankungen als Folge des rhytmischen Blutausstoßes des Herzens. Gegriffen wird er an oberflächlichen Arterien wie z. B. der A. carotis (beidseits am Hals), der A. radialis (am Unterarm) oder an der A. poplitea (in der Kniekehle). Von den Ärzten des Mittelalter wurde er gemäß der Lehre des Galenus zur Pulsdiagnostik (Sphygmologie) herangezogen. Beurteilt wurden nach Galenus insgesamt 27 Pulsqualitäten, die nach drei kinetischen “Dimensionen” (Länge, Breite und Tiefe der “Bewegung” der Arterien) sowie nach Stärke, Frequenz und Rhytmus der Schläge qualifiziert wurden. Von großer Bedeutung für die mittelalterliche Sphygmologie waren der “Liber de pulsuum negotio” des Philaretus, eines byzant. Arztes des 9. (?) Jh., der “Tractatus de pulsibus” von Erzbischof Alphanus von Salerno (11. Jh.) und der “Carmen de pulsibus” des in Salerno ausgebildeten Aegidius Corboliensis (Gilles de Corbeil, um 1140 – 1224). Ortolf von Bayerland widmet in seinem “Arzneibuch” vier Kapitel der Sphygmologie: a) Van dem pulse, b) Van deme pulse na der nature, c) Wy man den puls grifen sal, d) Wy lange man den puls grifen sal. Dafür, dass man zur Beurteilung von Pulsqualität und Herzarbeit nicht die Auskultation des Herzens heranzog, dürfte der Umstand verantwortlich gewesen sein, dass man dazu hätte die Brust entblößen müssen.

Im Unterschied zur Harnbeschau und Blutschau, die Auskunft über die Komplexionen der vier Körpersäfte (spiritus naturalis) geben sollte, wollte man durch die Pulsdiagnostik Auskunft über den Zustand des Energieflusses (spiritus vitalis) im Körper gewinnen.

Als physiologische Deutungen des Pulsschlags kannte man im Mittelalter die des Aristoteles (der den Puls allein mit der Herztätigkeit begründete), die des Praxagoras von Kos (der zusätzlich eine Blutförderung durch Enger- und Weiterstellen der Arterien annahm) und die des Galenus (nach der eine pneumatische Kraft die Strömung des Blutes in zwei Richtungen bewirkte).

(s. Physiologie)

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