Rotlauf

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Rotlauf (med. Erysipeloid, Erythema migrans). In mittelalterliche tierheilkundlichen Fachschriften ist der Schweinerotlauf, nicht zuletzt wegen seiner unterschiedlichen Verlaufsformen, nicht eindeutig benannt, sondern unter Oberbegriffen geführt wie schelme, schalm, siuche, siechtuom, pestis, pestilentia, morbi contagiosi, daz wilde viur, Sant Antonien viur. Unter diesen Namen wurden aber auch andere ansteckende Tierkrankheiten geführt, die beim Hausschwein auch für Milzbrand oder Schweinepest stehen könnten.

Der Schweinerotlauf wird durch ein ubiquitär verbreitetes Bakterium (Erysipelothrix rhusiopathiae) hervorgerufen und ist auch für andere Tierarten und für Menschen ansteckend. Symptome sind Fieber, Störungen des Allgemeinbefindens und Hautrötungen, bei chronischen Verlaufsformen auch Gelenksentzündungen, Hautnekrosen und Entzündungen der Herzinnenhaut. Die Hautrötungen erscheinen als unregelmässige Flecken oder als rote Hautquaddeln (Nesselfieber, Backsteinblattern). Bei hochakutem Verlauf können die Tiere auch verenden, ehe Hautrötungen auftreten (“weißer Rotlauf”).

An vorbeugenden Maßnahmen kannte man die Absonderung kranker Tiere, Beschränkungen beim Viehhandel, Sperrung von Weidegründen und die schadlose Beseitigung von Kadavern an Seuchen gefallenen Viehs. Gegen ein Übergreifen von Tierkrankheiten auf Menschen wurde eine amtliche Fleischbeschau (s. Fleisch). eingerichtet. Auch Segenssprüche, Bittgebete und abergläubische Bräuche wie z.B. das Notfeuer sind als prophylaktische Maßnahmen anzusehen.

Die Therapie bestand aus der zeittypischen Vermengung von religiösen, magischen und volksheilkundlichen Praktiken. Hildegard v. Bingen empfiehlt gegen seuchenhafte Schweinekrankheiten (schelmo) geschabtes Wisenthorn sowie verschiedene Rezepturen auf der Basis von Pflanzen, Tierteilen oder Mineralien. Zu Schweinekrankheiten weiß sie ein Allheilrezept: ” Wird ein Schwein von irgendeiner Krankheit befallen, so nimm Schneckenhäuser, etwas mehr Dill als von den Schneckenhäusern, zerkleinere beides zusammen und tue es in sein Futter … tue dies oft und es wird gesund werden.”

Der italienische Universalgelehrte Jacopo de Dondi (14. Jh.) nennt in seinem medizinischen Lehrbuch “De medicinis simplicibus” unter dem Titel “Morbis porcorum” die folgenden Heilmittel: weichgekochtes Pferdefleisch, eine Abkochung von der Asche verbrannter Frösche oder Kröten, sowie eine Arznei aus Eisenkraut (Verbena).

Der Signaturenlehre entsprachen wegen ihrer roten oder braunen Farbe Heilpflanzen wie Waldweidenröschen (Schweins-, Antoniuskraut, Epilobium angustifolium), roten Hagebutten (Fructus cynosbati), Christrose (Schweinswurz, Helleborus niger), und Knotenbraunkraut (aus der Familie der Braunwurzelgewächse).

(s. Abdecker, Hautkrankheiten, Hautrötung, Tierseuchen)

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