Sattel

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Sattel (mhd. satel, sadel; lat. ephippium, sella). Die wohl erste schriftliche Erwähnung findet der Reitsattel durch den heiligen Hieronymus (um 340 n. Chr.), jedoch ohne nähere Beschreibung. Der Sattel, wie er im Mittelalter verwendet wurde, dürfte aus dem Packsattel entstanden sein. Dessen gepolsterte Seitenbretter (“Trachten”) wurden beibehalten, hinzu kam vorne und hinten je ein kurzes, hochstehendes Brett (der “Vorder-” bzw. “Hinterzwiesel”, auch vorderer oder hinterer “Sattelbogen” genannt); der Zwischenraum wurde durch ein eingespanntes Lederstück, dem eigentlichen Sitz, überbrückt. Die schräg gestellten Trachten verteilten das Gewicht des Reiters unter Schonung des empfindlichen Rückgrats gleichmäßig auf den Rücken des Tieres. Die Zwiesel standen senkrecht oder waren leicht nach außen geneigt und konnten einem dazwischenliegenden Sitzpolster als Widerlager dienen. Aus der Größe des Zwischenraums zwischen den Trachten und aus deren Winkelstellung kann darauf geschlossen werden, ob ein Sattel für den breiteren Rücken eines Pferdes oder für den schlankeren eines Maultieres gedacht war. Um 800 wurde der Sattel durch einen – zunächst ringförmigen – Steigbügel ergänzt, der im 9. Jh. die heute gebräuchliche Form annahm. Die Einheit aus Sattel und Steigbügel waren die Voraussetzung für die Entstehung des europäischen Rittertums. Vom Hochmittelalter an kam als textile Unterlage die tiefherunterhängende Satteldecke (satelkleit, -tuoch) auf, die auch schmückende und heraldische Funktion annahm. Die Befestigung des Sattels bestand aus einem sehr breiten Bauchgurt aus Stoffborte und aus eienm fransenbesetzten Brustgurt.

Als Sonderform sei der deutsche Turniersattel des Spätmittelalter erwähnt; auf ihm saß der Reiter zur Verbesserung seiner Kampfaktionen in erhöhter, halbstehender Position, gleichsam auf einem Hochsitz. Bauch und Beine waren an der Vorderseite durch fest mit dem Sattel verbundene schalenförmige Metallplatten geschützt.

Bis zum Spätmittelalter saßen Männer und Frauen (sc. der höfischen Gesellschaft) rittlings im Sattel, die Füße beiderseits im Steigbügel. Erst im 13. Jh. kam der Seitsitz für Damen auf, bei welchem die Reiterin quer zur Längsachse des Pferdes saß und beide Beine zur gleichen Seite – meist der linken – hängen ließ. Die Sitzfläche war gepolstert, die Füße ruhten auf einer Raste. Diese Position war nur für gemächliche Gänge geeignet, bei schnellen Ritten und in schwierigem Gelände saßen die Damen wie früher rittlings. (Erst im 16. Jh. sollte der Schrägsitz aufkommen, bei welchem die Damen den vorderen Sattelknauf in die rechte Kniekehle nahmen und den linken Fuß in einen Steigbügel setzten. Auf diese Weise war der Oberkörper der Reiterin in Gangrichtung gewendet und das Pferd besser zu dirigieren.)

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