Seehund

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Seehund, Hundsrobbe (mhd. selch, selc, sel, merkalb = Robbe; lat. phoka; zoolog. Phoca vitulina; der Ausdruck Seehund ist im 16. Jh. aufgekommen und leitet sich wohl von mhd. sel ab, das zu see umgedeutet wurde). Zu den Säugetieren zählendes Wasser-Raubtier aus der artenreichen Familie der Hundsrobben. Sie werden ca. 1,50 – 2,0 m lang, 2 Ztr. schwer, haben einen stromlinienförmigen Körper, zu Flossen umgebildete Beine, einen runden Kopf, dickes Fell und auffällige Barthaare. Sie sind äußerst wendige, schnelle und ausdauernde Schwimmer. Zum Luftholen müssen sie auftauchen, zum Ausruhen und zum Säugen der Jungen (der Heuler) suchen sie flache Sandbänke auf. Die europäischen Vertreter der Art (Phoca vitulina vitulina) haben ihren Lebensraum an den Flachküsten der Nordsee bis hin nach Frankreich und Spanien, selten in der Ostsee an der Küste Dänemarks.

Wie Knochenfunde, Funde von Pfeilspitzen in Robbenknochen und Funde von hölzernen Jagdkeulen beweisen, wurden die Tiere schon in der Eiszeit zur Nahrungs-, Fell- und Ölgewinnung bejagt, d.h. am Strand erschlagen, auch harpuniert, mit Pfeilen erlegt oder in Netzen gefangen. Knochenfunde in Abfallgruben belegen das Erlegen von Seehunden für die Insel Rügen noch für das Frühmittelalter Vom 11. Jh. an werden Knochenfunde immer seltener. Das könnte adin begründet sein, dass Fleisch und Speck der Tiere als minderwertig angesehen und nur in Notzeiten verzehrt wurden und dass ihre Jagdreviere, die küstennahen Flachwässer, zunehmend unter Überfischung litten.

Seehunde galten im Mittelalter als Fische, waren also vom Fastengebot nicht betroffen.

Von den Seefahrern wurden auf dem Meer jagende Seehunde für ein Zeichen der Küstennähe genommen.

Über den S. kursierten im mittelalterliche Aberglauben und in der Volksmedizin Ansichten, die z. T. auf antike Quellen zurückgehen. So soll sein Speck Hautkrankheiten (Grind, Räude), Geschwüre und Tumore, Gicht und Gebärmutterleiden vertreiben. Als Heilmittel nutzte man auch Fleisch, Blut, Galle und Organe. Der Magen der Jungtiere half gegen Hirnkrankheiten (Schwindel, Tobsucht, Fallsucht) u.a.m. Man hielt den S. für gefeit gegen Blitze, und so trug man einen Riemen aus S.-Fell, um sich gegen Blitzschlag zu schützen.

Das hell- bis dunkelbraune, graugefleckte S.-Fell wurde zu Oberkleidung und Schuhwerk verarbeitet. Es war schon bei den Römern eine der teuersten Fellarten, wohl der langen Transportwege wegen. Tacitus berichtet von Pelzbesätzen an der Kleidung der Germanen, die nach Farbe und Zeichnung von Seehunden stammten.

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