Seifensieder

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Seifensieder (mlat. fabricator sevi, saponarius). Seifenmachen war anfänglich Sache der häuslichen Selbstversorgung. Als Handwerk kam es erst im Hochmittelalter in den Städten auf und blieb zahlenmäßig unbedeutend. Die Lehrzeit betrug drei bis sechs Jahre, das Meisterstück bestand in der Ausführung eines kompletten Vorgangs der Seifenproduktion – vom Zubereiten der Lauge bis zum Formen der Seifenmasse. Da Talg als einer der Grundstoffe auch zum Lichtermachen diente, waren Seifensieder meist zugleich Produzenten von Haushaltslichtern (Wachskerzen zum liturgischen Gebrauch wurden von den Kerzenmacher hergestellt).

Zur Seifenherstellung wurde im nördl. Europa Talg von Rindern, Schafen und Ziegen oder das Fett von Pferden und Schweinen, auch Fischtran oder pflanzliche Öle auf 80 – 100° erhitzt und ergab durch Zusatz von Pottasche (Kaliumkarbonat) und Ätzkalk (gebrannter Kalk, Calciumoxid) die Seifensiederlauge. Die Lauge wurde unter Rühren so lange gekocht, bis sie zu dem gallertigen Seifenleim gerann. Dieser schied sich durch Kochsalzzugabe in den oberen, festen “Kern” und die flüssige Unterlauge. Die Unterlauge wurde abgezogen und die Kern-Seife bis zur völligen Erstarrung in Formen gebracht und dann in Stücke geschnitten. Setzte man anstelle von Soda Holz- oder Pottasche (Kaliumkarbonat) zu, so bildete sich die weiche Schmierseife. – In Frankreich und den Mittelmeerländern stellte man feste Kaliseife aus der Asche von salzhaltige Pflanzen (s. Soda), Olivenöl und Ätzkalk her und versetzte sie mit wohlriechenden Essenzen (Rosenwasser, Majoran- und Lavendelpulver).

Außer zu Reinigungszwecken und zur Rasur wurde Seife auch zum Entfetten von Wolle, zum Bleichen und Walken benutzt. Beim Seifensieden entwickelten sich üble Gerüche – deswegen und wegen der Feuersgefahr wurde das Handwerk nur am Stadtrand geduldet.

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