Spolien

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Spolien (lat. spolia [Mz.] = Abgezogenes, Beute, Raubgut). Kunstwerke (z.B. Skulpturen oder Mosaiken) oder Architekturteile (z.B. Säulen und Kapitelle) antiker Herkunft, die im Mittelalter in Neubauten wiederverwendet oder für eine anderweitige Nutzung umgewandelt wurden. (So konnte etwa ein Kapitell zu einem Taufstein, einem Weihwasserbecken oder einem Reliquienbehälter umgearbeitet werden.) Besonders im FMA., als die Handwerker nördl. der Alpen die erforderliche handwerkliche Geschicklichkeit noch nicht erlangt hatten, wurden größere antike Bauteile mit Schiffen in die nördl. Länder des Frankenreiches verbracht. Die Ausstaffierung kaiserlicher Repräsentationsbauten mit hochwertigen antiken Architekturteilen sollte belegen, dass das Kaisertum in der Nachfolge des römischen Imperiums steht. So sind die Säulen und die bronzenen Gitter in der Aachener Pfalzkapelle Karls d. Gr. Spolien aus Rom und Ravenna; ebenfalls aus Ravenna stammen die spätantiken Säulenschäfte aus Porphyr, Marmor und Granit, die Otto d. Gr. zur Ausstattung des Magdeburger Doms – nahe seiner Lieblingspfalz – überführen ließ. – Als eine der vornehmsten Spolien gilt der Sarkophag Kaiser Friedrichs II. im Dom zu Palermo, gearbeitet aus einer großen Porphyrsäule, die sein Großvater Roger II. aus Rom hatte holen lassen, um daraus die Königsgräber der Normannendynastie fertigen zu lassen.

Wiederverwendung fanden auch Massenbaustoffe (Werksteine) aus dem Mauerwerk von Ruinen, von nicht mehr genutzten Bauten oder von Bauten, die für ihren Zweck zu klein geworden waren oder sich als nicht mehr standfest erwiesen. So wurde bei vorromanischen und romanischen Kirchen Kölns (St. Martin im Kapitol, Groß-Sankt-Martin) Steinmaterial aus der Zeit der provinzialrömischen Stadt Colonia Agrippina nachgewiesen. Steine von einer Kirche wurden bei Wiederverwendung in einem profanen Bau in die Fundamente eingearbeitet, “da man die durch die Kirchenweihe Gott zugeeigneten Steine zu profanen Zwecken nicht mehr gebrauchen durfte” (Zit. nach D. Conrad).

Antike Skulpturen am Außenbau christl. Kirchen könnten in der Absicht angebracht worden sein, heidnische Dämonen abzuschrecken.

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
4,35 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen