Stall

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Stall (mhd. stal = eigtl. Platz, Stelle, Hofstelle; lat. stabulum; in der Lex Salica als scuria cum animalibus = Scheune mit Tieren bezeichnet). Ursprünglich wohl aus der Scheune hervorgegangener, jedoch fester ausgeführter, auch gemauerter Unterstellplatz für Nutzvieh.

Nutztiere blieben im Mittelalter entweder in ganzjähriger Außenhaltung (Schafe, Ziegen, halbwilde Pferde), wurden ganzjährig oder während der kalten Jahreszeit aufgestallt (Milchkühe, Zug-, Reitpferde) oder wurden am herbstlichen Ende der Mastperiode geschlachtet (Schweine). Gründe für Stallhaltung waren gegeben durch den winterlichen Futtermangel in Wald und Feld, durch Vermeidung der dadurch bedingten Verbissschäden an Gehölzen, durch die erhöhte Gefahr von Tierverlusten durch Viehdiebe und Raubtiere, durch Arbeitserleichterung etwa beim Melken oder bei der Pflege kranker Tiere sowie durch die Gewinnung von Dünger.

Fma. Ställe konnten archäologisch nachgewiesen werden durch Grabungsbefunde (Pfostengruben, Fundamentstreifen) und durch Bodenuntersuchung auf das aus den Exkrementen stammende Phosphat. Ma. Viehställe fanden sich auf Bauernhöfen unter einem Dach und im Erdgeschoss neben den Wohn- und Wirtschaftsräumen eines Bauernhauses, Stallbauten für Streitrösser und Reitpferde an leicht erreichbarer Stelle in einer Burg oder an einem Adelssitz, bei einem Gasthof, einem Hospiz oder an einer Relaisstation berittener Boten.

In mittelalterliche Illustrationen sind Ställe abgebildet als überdachte Pferche (für Schafe) und als eigene Fachwerkbauten (für Kühe, Schafe und Ziegen).

Zur Inneneinrichtung von Großtierställen dürften Boxen zur Einzelaufstallung, Flankierbäume und Anbinderinge (für die Kopfstricke bei Reihenaufstallung), Futterraufen, Wassertröge und eine Jauchrinne gehört haben.

Im mittelalterliche Aberglauben hausten im Stall sowohl gute Geister als auch böse Dämonen und Hexentiere Kröten, Katzen, Fledermäuse). Erstere suchte man sich durch kleine Gaben (Schälchen mit Wein, Milch, Speisen) geneigt zu machen, gegen Letztere kannte man verschiedene abschreckende Mittel (Apotropäika) wie Kreuzeszeichen, Räucherwerk, geweihte Kräuterbuschen u.a. Zugekauftes Vieh musste bei der Einstallung die Schwelle der Stalltür über ein Kreuzzeichen und mit dem rechten Fuß zuerst betreten. Ein Ziegenbock, nistende Schwalben und Spinnenetze sollten Glück im Stall bringen.

(s. Bauernhaus, Bauernhof, Hallenhaus, Marstall, Mittertennhaus, Tierhaltung)

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