Taboriten

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Taboriten. Radikale Fraktion der Hussiten, benannt nach der von ihnen gegründeten und “Tabor” genannten Bergfestung (nach einer altchristl. Überlieferung wurde die Rückkehr Christi auf einem Berg Tabor erwartet). Als Folge der Hinrichtung des Jan Hus (1415) brachen in Böhmen national-religiöse Unruhen aus, welche gegen die Römische Kirche und das Deutschtum in Böhmen, das vor allem in Prag Verwaltung, Handel, Handwerk und Wissenschaft dominierte, gerichtet waren. Hatten ursprünglich die wichtigsten böhm. Barone und König Wenzel IV. (“der Faule”) die Aufrührer unterstützt und einige Reformen in deren Sinn durchgesetzt, so geriet der Auftsand nach Wenzels Umschwenken auf die kaiserliche, antihussitische Linie zu einer Bewegung radikaler, niederschichtlicher Gruppen (1419). Deren fanatischste war die der Taboriten, gekennzeichnet durch nationale, soziale und religiöse Motivation, mit der Zielsetzung eines rein tschechischen, radikal-kommunistischen und im Sinne von Jan Militsch reformierten Glaubens. Die Taboriten versammelten ihre Anhänger – Tagelöhner, Dienstboten, Bettler, Dirnen, landloses Bauern, landschädliche Leute aller Art – auf Berggipfeln Südböhmens zur Indoktrinierung und Kommunion in beiderlei Gestalt. Da man die eigene Armut und Rechtlosigkeit der Macht der Deutschen im Lande zuschrieb, war abgrundtiefer Deutschenhass allgemein verbreitet. Dieser bezog sich auch auf alle jene, die in Luxus und Überfluss lebten und – waren doch bessere Pfründe an Deutsche ausgegeben – auch auf die höhere Geistlichkeit. Die römischen Dogmen wurden verworfen, als Glaubensartikel sollte nur gelten, was aus der Heiligen Schrift belegbar war. Man lebte in apokalyptischer und chiliastischer Stimmung, sah sich als rächende Engelsschar Christi, aufgerufen, als “Männer des göttlichen Gesetzes” alle Gegner zu vernichten und ihr Gut an sich zu reißen. Nach dem Endsieg über den Antichrist (Papst, Kaiser, die Mächtigen und Besitzenden und alle, die ihnen anhingen) erwartete man ein tausendjähriges Reich der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Zentren der Taboriten waren 1420/21 Pilsen und Tabor. Zur Abwehr eines in Böhmen eingefallenen Kreuzheeres stellten sich taboritische Haufen unter das Kommando des genialen Feldherrn Jan Ziska. Sie verbreiteten – nicht zuletzt wegen ihrer sozialrevolutionären Zielsetzung – Angst und Schrecken in den deutschen Ländern, besonders unter den Besitzenden. 1434 wurde das Taboritenheer unter Prokop bei Lipan (Lipany nahe Cesky Brod) von Katholiken und Utraquisten vernichtend geschlagen. Danach verlor der taboritische Flügel des Husitismus rasch an Bedeutung. Überreste fanden sich in der rein religiösen, weder revolutionär noch kriegerisch motivierten Sekte der “Böhmischen (oder Mährischen) Brüder” zusammen.

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