Tafelmalerei

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Tafelmalerei (Malerei auf Tafeln aus Linden-, Eichen- oder Pappelbrettern). Mittelalterliche Malerei begegnet uns in Deutschland bis ins 13. Jh. ausschließlich als Wand-, Glas- und Buchmalerei. Die frühesten Werke der Tafelmalerei erscheinen um 1230/40 als Altarvorsätze (Antependia) oder Altaraufsätze (Retabula) in westfälischen Kirchen. Der Stil entspricht dem der Buchmalerei der Zeit, ist also deutlich byzantinisch geprägt. Höhepunkte der dt. Altar-Tafelmalerei waren die vieltafeligen spätgotischen Flügelaltäre, auf denen – anstatt auf Wänden oder in Glasfenstern – Themen des Glaubensgutes in zusammenhängenden Einzelbildern dargestellt wurden. Noch ins 15. Jh. fielen die Anfänge der Ölmalerei; in der Darstellungsweise der spätmittelalterliche Altarbilder sind die autonomen Bildgattungen der Neuzeit (Landschaft, Portrait, Stilleben etc.) bereits angelegt. Die Malstile weisen starke orts- und schulgebundene Unterschiede auf. In grober Annäherung spannt sich der Bogen von byzantinisch beeinflussten, stilisierten Malereien über die idealisierende, dabei zunehmend realistischere “Internationale Gotik” zum expressiven “Harten Stil” der Spätgotik. Stilbildend für die dt. Tafelmalerei des 14. Jh. war die Prager, später die südböhmische Malerschule. Aufgrund politischer Beziehungen war der böhmische Einfluss besonders stark in und um Nürnberg. Von hier aus nahm diese Malerei ihren Weg nach Westen und Norden, wo besonders in reichen Städten wie Köln und Hamburg bedeutende Kunstzentren bestanden.

Künstler der von Karl IV. 1349 gegründeten ®”Malerzeche” (z.B. Teoderich von Prag) schufen Tafelgemälde und Altarbilder noch aus byzantinischer Formentradition, standen aber schon unter dem Einfluss oberitalienischer Meister. Die den Wandgemälden gegenüber kleinformatigen Tafelbilder bedingen eine neue Komposition und Farbgebung. Religiöse Themen werden zunehmend naturalistisch in Szene gesetzt mittels Landschafts-, Architektur- und Pflanzenkulissen, sowie durch individuelle Personencharakterisierung und akribische Detailgestaltung.

Künstler der südböhmischen Malerschule hatten ihren Mittelpunkt in dem als Wallfahrtsort bekannten Zisterzienserstift Hohenfurth. Sie sind, wie die Künstler der Malerzeche, noch dem konventionellen byzantinischen Stil verhaftet, haben jedoch schon französisch-gotische Elemente aufgenommen (“Meister von Hohenfurth”). Ein anderer Vertreter dieser Schule, der “Meister von Wittingau”, lässt seine Figuren mit glaubhafter Gestik agieren, steigert die Wirkung durch Licht und Schatten und stellt die Körper nicht mehr streng nebeneinander, sondern in räumlicher Tiefe übereinandergestaffelt dar.

Sebald Weinschröter und Berthold Landauer aus Nürnberg übernehmen die böhmische Malweise und geben ihr einen unverwechselbar fränkischen Ausdruck von Sachlichkeit und bürgerlicher Schlichtheit.

Die geachtetsten Kölner Maler ihrer Zeit (etwa zwischen 1350 und 1415) waren Wilhelm von Köln und Hermann Wynrich. Ihre Tafelbilder standen noch so sehr in byzyntinisch-italienischer Tradition, dass sie lange Zeit als Anfangsschöpfungen deutscher Tafelmalerei gegolten haben.

Konrad von Soest ist bekannt durch einen Flügelaltar von 1404. Die Kreuzigungsszene des Mittelbilds wird belebt durch Figuren in aktueller italienischer Mode und, kontrastierend dazu, durch drastisch derbe Bauern. In Komposition und Detailzeichnung ist Konrads Stil dem der Kölner Meister voraus.

Meister Bertram von Minden (nachweisbar 1367 – 1415) war hauptsächlich in Hamburg tätig. Seine untersetzten derben Gestalten typisieren schlichte Bürgersleute und deren behagliche Lebensfreude, möglicherweise nach niederländischem Vorbild.

Lukas Moser (tätig um 1430) und Konrad Witz (ca. 1400 – 1446) vertreten eine realistische Malweise mit eindrucksvoller Raumtiefendarstellung. (In seinem “Der wunderbare Fischzug Petri” stellt Witz das neutestamentarische Geschehen vor die völlig naturgetreue Szenerie der Landschaft am Genfer See. Dabei entsprechen sich Landschaftssilhouette und Kontur der Figurengruppen.)

Überwiegt in den Darstellungen des Hans Multscher (ca 1400 – 1467) noch eine drastische, kompromisslose Realität, so findet sich bei Martin Schongauer (ca.1450 – 1491) neben Realismus ein neuer Zug zu Idealität und Frömmigkeit.

Stephan Lochner (ca.1400 – 1451) bringt als Meister der Kölner Malerschule konventionellen Stil und Realismus zusammen. Er versteht es, vor einem leuchtenden Goldgrund den Figuren körperliche Glaubhaftigkeit zu geben (“Rosenhagmadonna”, um 1448).

Michael Pacher (ca.1435 – 1498) gestaltet nach italienischen Vorbildern Szenen in eindrucksvoller Raumtiefe.

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