Tierheilkunde

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Tierheilkunde (mhd. marescalcia, malscalcia, v. ahd. marahscalc = Pferdeknecht; lat. medicina veterinaria, zu veterinarius = der zum Zugvieh/veterinae Gehörige).

Zur Karolingerzeit bestand der größte Reichtum in Viehherden, ein Pferd etwa galt gleich viel wie ein Sklave. Bei der Wertschätzung der Nutztiere ist anzunehmen, dass man auch auf deren Gesundheit bedacht war. Über den Stand der Tiermedizin für die Zeit vom 8. bis zum 13. Jh. ist nichts überliefert, die Heilkunst dürfte – wie die am Menschen – auf laienhafter Empirie, auf abergläubischen Praktiken der Volksmedizin, auf Sakramentenzauber, auf dem Hersagen spezieller Tiersegen oder Beschwörungsformeln und auf der Anrufung gewisser Krankheitsheiliger beruht haben. Als Krankheitsursachen kannte man die gleichen wie in der Humanmedizin: natürliche Begebenheiten (durch die z.B. Schnitte oder Frakturen zustandekommen), Störungen des Säftegleichgewichts, eingefahrene Dämonen oder ein innewohnender ®”Wurm”, Schadenzauber durch Hexen oder bösartige Mitmenschen, der Böse Blick, üble Dünste, unheilvolle Planetenkonstellationen und – wenigstens bei epidemischen Krankheiten – Gottes Zorn.

Die Benennung der Tierkrankheiten entspricht jener beim Menschen (s. Krankheitsnamen. Man nennt siuche, suht, wurm, viur, brant usf., spricht von Kolik wenn man Bauchkrämpfe beim Pferd meint (v. lat. colica [passio] = Darm [Schmerz]), vom Rotzwurm beim Rotz (Malleus) der Pferde, vom Horn- oder vom Klauenwurm bei der Maul- und Klauenseuche der Rinder, kleinen Widerkäuer und Schweine, oder vom Schelm bei Rauschbrand von Rind und Schaf.

Für die Gesundheit der Pferde bei Hofe war der Oberste Stallmeister, der marschalc, verantwortlich. Die Marschallskunst betraf die Zucht und Gesunderhaltung des Pferdes. Im 9. Jh. war vom Orient her der Hufbeschlag bekannt geworden, dem Hufschmied wurden bald auch andere Verrichtungen am Pferd, etwa kleine Chirurgie oder Medikamenteneingabe anvertraut; der Schmied wurde zum Gehilfen des Marschalls (Kurschmied). Auf dem Land wurde Tierheilkunde von Bauern, Hirten, Schäfern, Rossknechten, Schmieden, Ross- und Sauschneidern, Abdeckern und anderen Laien betrieben; Falkner versorgten kranke Beizvögel und Jäger die Jagdhunde. Der Tierarzt des Mittelalter war demnach Rossarzt (lat. equarius medicus) und sollte es bis zum Ende des 18. Jh. bleiben. Sein praktisches Wissen erwarb er bei Seinesgleichen, sowie bei Kurschmieden und bei Marstallern. Der theoretische Unterbau der Rossheilkunde wurzelte in der Säftelehre.

Die in der Tierheilkunde angewandten Arzneimittel und Behandlungsmethoden waren – von wenigen teuren und aufwendigen Ausnahmen abgesehen – die gleichen wie bei der Vorbeuge und Behandlung der Krankheiten des Menschen.

Im Ganzen gesehen waren in der mittelalterliche Heilkunst die Grenzlinien zwischen empirischem Wissen, Aberglauben, Magie und christlichem Ritual nicht auszumachen.

(s. Arzneimittel; Edelsteine, medizinische Wirkung der; Hufschmied; Iatromechanik; Krankheitsursachen; Notfeuer; tierheilkundliche Fachschriften; Tierseuchen)

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