Tierseuchen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Tierseuchen (mhd. schelme, schelm, siuche, sterbe, sterbot, sterbunge; lat. mortalitates magnae animalium; Epizoologien) werden in den mittelalterliche Chroniken immer wieder erwähnt, wobei wegen der ungenauen Symptomatologie der Chronisten heute meist nicht mehr feststellbar ist, um welche Krankheit es sich im einzelnen gehandelt hat. In Deutschland kam es zu wiederholten Zügen der Rinderpest, denen großflächig fast der gesamte Rinderbestand zum Opfer fiel. Hungersnöte waren stets die Folge, nicht nur wegen des Ausfalls von Nahrungsmitteln (Milchprodukte, Fleisch), sondern auch durch den Ausfall der Rinder als Zughilfe bei der Landarbeit. Mehrmals wird von Pferdeseuchen mit hoher Letalität berichtet, die kriegerische Unternehmungen zum Erliegen brachten. So sind, dem Chronisten Einhard zufolge, 791 während des Awarenfeldzugs Karls d. Gr. 90 % der Armeepferde einer “Pest” zum Opfer gefallen, was zum Abbruch des Feldzugs führte. – Die Straßburger Chronik des Jacob Twinger berichtet: “Do man zalte 1223 jor, do was ein gros sterbote under dem vihe und den tieren und nüt under den lüten, und das werte 3 jor, also das daz mereteil under dem vihe starp”. – Schafpocken vernichteten 1272 in Friesland und Westfalen die wertvollen Herden einer jungen, von Zisterziensern gezüchteten Rasse. – Rotlauf der Schweine war – besonders in den heißen Sommermonaten – eine immer wiederkehrende verlustreiche Seuche. – Nicht zuletzt haben die Pestepidemien, denen im 14. Jh. ein Drittel der europäischen Bevölkerung zum Opfer fiel, auch unter Eseln, Schafen, Ziegen, Hunden, Katzen und Nagetieren aufgeräumt. Ob das gleichzeitige Sterben von Rindern und Pferden durch den gleichen Erreger (Yersinia pestis) bedingt war, ist nicht geklärt.

Zur Eindämmung von Tierseuchen kannte man neben volksreligiösen und magischen Bräuchen auch rationale Maßnahmen wie die Separation erkrankter Tiere, deren Verbringung in seuchenfreie Gebiete oder sofortige Tötung (“Keulung”) sowie das Vergraben der gefallenen Stücke. Daneben hat es in seuchengefährdeten Gebieten Reglementierungen für den Tiehandel und Einschränkungen für den Viehtrieb (Wanderherden) gegeben.

Als Heilmittel gegen Viehschelm empfiehlt Hildegard v. Bingen eine wässrige Aufschwemmung von pulverisiertem Wisenthorn, auch eine Mischung aus Luchsblut und Wasser oder eine Tränke, die mit pulverisierten Strandmuscheln und bathemia (Betonie) versetzt war.

(s. Krankheitsursachen, Notfeuer)

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