Tod

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Tod. Dem mittelalterliche Menschen war, allein schon aufgrund der wesentlich kürzeren Lebensspanne, der Gedanke an den Tod stets gegenwärtig und vertraut, er war sich des Todes als ständigen Begleiters bewusst (Notker von St. Gallen, 9. Jh.: “Media vita in morte sumus” = “Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen”). Zwar bedeutete der Tod das Ende des Erdendaseins, doch blieben sich Lebende und Verstorbene über den Tod hinaus durch wechselseitige Fürbitten bei Gott verbunden, bestand die Glaubenszuversicht auf ein jenseitiges Wiedersehen. Und noch die Leiber der Toten blieben auf dem Kirchhof, nahe dem Zentrum gläubigen Gemeindelebens, den Lebenden gegenwärtig.

Nach kirchl. Lehre war der Tod eine Strafe, war der Erbtod die Folge der Erbsünde. Die Theologie des Todes fußte auf Adam/Sünde und Tod sowie Christus/Auferstehung und Leben. Für Augustin war das Leben stets auf den Tod hin unterwegs, ein cursus ad mortem. Allerdings bedeutet das Durchleiden des Todes auch das Geborenwerden für das Himmelreich: “Der tot gebirt uns hin ze gote, swie er ouch si ein scharpfer bote” (Freidank). Die um den scheintoten Erec trauernde Enite sehnt den Tod herbei: “nach diner minne ist mir so not, nu gerouche min, vil liber tot”. Wiederum Freidank bezeichnet den Tod gar als ein höfisches Fest: “der tot ist ein hohgezit die uns diu werlt ze jungest git”. Süßkind von Trimberg beklagt die durch den Tod bedingte Hinfälligkeit alles Schönen: “Swenn ich gedenke waz ich was ald [= oder] waz ich bin ald waz ich werden muoz, sost al min fröide hin.”

Der Tod hatte nicht nur die grauenerregende Fratze des Sensenmannes oder des Reigenführers beim Totentanz, er war auch der kameradschaftliche Begleiter durchs ganze Leben, der treue Geleiter in eine bessere Welt, frei von Leid und Unglück (in diesem Sinne lässt Wofram von Eschenbach seinen Willehalm sich an der Leiche von dessen Neffen Vivianz äußern).

Um das Sterben hatten sich sich rituelle Bräuche gebildet, die je nach Stand und Vermögen des Toten unterschiedlich ausgeformt waren, im Prinzip jedoch dem gleichen Ziel eines “guten Todes” dienten. Der Leichnam von Laien wurde mit einem einfachen Büßerhemd bekleidet oder in ein weißes Tuch eingenäht, Kleriker wurden mit priesterlichem Ornat angetan, Mönche mit ihrer Kutte, hochgestellte Adelspersonen mit reichem Gewand. Schon am Tag nach dem Tod fand die Bestattung statt. Mit einfachem oder prunkvollem Geleit ging es – je nach der Bedeutung des Verstorbenen – zu Totenmesse, Aussegnung und Grablegung in die Kirche oder zu einem kurzen Ritual auf den Gottesacker. Schon im Mittelalter ist auch der Erdwurf des Priesters mit der Schaufel bezeugt. – Im Trauerhaus verbrannte man alles, was mit dem Sterbenden in Berührung gekommen war.

(Ars moriendi, Bestattung, Christophorus, Letzte Ölung, Memento mori, memoria, Scheintod, Selbstmord, Sterben, Testament, Totengräber, Trauer)

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